Informationen in Leichter Sprache

Zu dieser Webseite

  • Die Website ist ein Archiv für unser Projekt Das Brotbaum·regime.

    • Ein Archiv ist eine Sammlung.
      Wir haben hier Informationen über das Projekt gesammelt.

      • Und Informationen zu unserer Ausstellung.

    • Außerdem gibt es viele Informationen zu den Themen Wald und Kultur.

  • Das hier ist unsere Unter·seite in Leichter Sprache.

  • Ihr findet hier:

    • – Informationen über das Projekt

    • – eine Übersicht über das Archiv

    • – Video-Interviews

    • – Sprachführer

    • – Texte zu der Ausstellung

Herzlich willkommen!

Schaut euch in Ruhe um.

Möchtet ihr mehr Informationen?
Dann schreibt uns eine E-Mail an: theresa@brotbaumregime.info

Projekt-Informationen

Das Brotbaum·regime ist der Name von unserem Projekt.
In dem Projekt geht es um die Wälder im Sauerland.

  • Wir haben 4 Ausstellungen zu unserem Projekt gemacht. 

    • Von Juli bis September 2023.

  • Die Ausstellungen waren in verschiedenen Städten im Hoch-Sauerland-Kreis.

  • Der Projekt·name Brotbaum·regime besteht aus 2 Wörtern: Brotbaum und Regime.

  • Früher haben die Menschen im Sauerland die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Warum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet?

    • Die Wald-Bauern haben früher mit Fichten·holz Geld verdient.

      • Ein Wald-Bauer besitzt Wald.

      • Und ein Wald-Bauer kümmert sich um den Wald.

    • Mit dem Geld haben die Wald-Bauern ihre Nahrung bezahlt.

      • Zum Beispiel Brot.

    • Darum haben die Menschen die Fichte als „Brotbaum“ bezeichnet.

  • Was meinen wir mit „Regime“?

    • Fichten waren für die Menschen im Sauerland lange Zeit sehr wichtig.
      Die Wald-Bauern haben mit Fichten·holz ihr Geld verdient.
      Die Wald-Bauern haben immer mehr Fichten angepflanzt.
      Deshalb gibt es im Sauerland viele reine Fichten·wälder.

      • In reinen Fichten·wäldern wachsen nur Fichten.

    • Die reinen Fichten·wälder gehören also zu der Geschichte vom Sauerland.
      Und reine Fichten·wälder gehören zu der Landschaft vom Sauerland.
      Das meinen wir mit „Regime“.

  • Warum waren Fichten so wichtig für die Menschen im Sauerland?

    • Fichten wachsen schnell.
      Und man kann Fichten in großer Menge anbauen.
      Menschen können Fichten·holz für viele verschiedene Dinge benutzen. 

      • Zum Beispiel zum Bauen.

    • Viele Gebäude waren nach dem 2. Weltkrieg zerstört.
      Die Menschen haben die Gebäude wieder aufgebaut.
      Dafür haben die Menschen viel Fichten·holz benutzt.

    • Fichten·holz war auch für die Arbeiter im Bergbau wichtig.
      Die Arbeiter haben mit Fichten·holz die Gänge im Berg ausgebaut.

  • In den Wäldern sterben heute viele Fichten.
    Das sind die Gründe:

    • – Das Wetter ist zu heiß und zu trocken für die Fichten.

      – Borken·käfer zerstören die Fichten.

  • Wir beschäftigen uns in der Ausstellung Das Brotbaum·regime mit diesen Veränderungen.

    Das ist das Ziel von der Ausstellung:
    Wir wollen überlegen: 

    • Wie können wir in Zukunft die Landschaft enger mit der Kultur verbinden?
      Wie können wir die Kultur enger mit dem Öko·system verbinden? 
      Wie können wir die Landschaft enger mit dem Öko·system verbinden?

Was ist ein Öko·system?

Ein Öko·system ist ein bestimmter Lebens·raum. 
Zum Beispiel ein Wald.
In diesem Lebens·raum leben verschiedene Lebewesen zusammen.

Lebewesen sind:
– Menschen
– Tiere
– Pflanzen
– Pilze
– Bakterien 

Zu einem Öko·system gehören aber auch:
– Steine
– Boden
– Luft
– Wasser

Archiv

  • Im Archiv von der Website könnt ihr die Ausstellung online besuchen. 

  • Im Archiv gibt es:

    • – Informationen zu den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Bilder von den Kunst·werken aus der Ausstellung
      – Video-Interviews zu dem Thema Wald
      – Sprachführer für die Ausstellung
      – Texte zu der Ausstellung
      – Informationen zu unserem Projekt 

  • Schaut euch das Archiv gerne an! 

Video-Interviews

  • Wir haben für die Ausstellung 12 Videos gedreht.
    In den Videos seht ihr verschiedene Interviews. 

    • Mit Menschen aus dem Sauerland.

  • Wir haben diese Menschen gefragt:

    • Was bedeutet der Wald für dich?
      Was hast du mit dem Wald zu tun?
      Was glaubst du: 

      • Wie entwickelt sich der Wald in der Zukunft?

  • Jedes Interview dauert 20 bis 30 Minuten.
    Es gibt für die Videos auch deutsche Unter·titel. 

Sprachführer

  • Ihr könnt euch verschiedene Sprachführer hier auf der Website anhören.

    • Ein Sprachführer ist eine Ton-Aufnahme.
      Oder mehrere Ton-Aufnahmen.

  • Eine Erzählerin erzählt in den Sprachführern über die Ausstellung.
    Janneke Schoene ist die Erzählerin in den Sprachführern.

  • Die 3 Sprachführer dauern 20 bis 30 Minuten. 

Texte zu der Ausstellung

  • Wir haben Texte von verschiedenen Autoren und Autorinnen für die Ausstellung ausgesucht.

    • Jimmie Durham war ein amerikanischer Künstler.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie kann ich mit Tieren und Insekten in meiner Wohnung zusammen·leben?

    • Suzanne Simard ist eine Biologin aus Kanada.
      Das ist das Thema von dem Text:

      • So wichtig sind alte Bäume für den Wald.

    • Yvonne Bohr ist eine Biologin und Ökologin aus Lübeck.
      Eine Ökologin untersucht:

      • Wie leben Lebewesen zusammen? 
        Wie leben Lebewesen mit ihrer Umwelt zusammen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • So funktioniert das Öko·system Wald.

    • Carola Becker ist eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin.
      Eine Umwelt·planerin und Landschafts·planerin überlegt:

      • Wie können wir Landschaften gut nutzen?
        Wie können wir die Landschaften und die Natur gleichzeitig schützen?
        Wie können wir die Umwelt schützen?

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wie sieht die Landschaft im Sauerland in der Zukunft aus?
        Welche Möglichkeiten gibt es?

    • Severin Caspari ist ein Prozess·begleiter aus Berlin.
      Das macht ein Prozess·begleiter:

      • Vielleicht möchte der Chef von einem Unternehmen etwas im Unternehmen verändern.
        Ein Prozess·begleiter arbeitet mit dem Chef und den Mitarbeitern zusammen.
        Ein Prozess·begleiter hilft bei der Veränderung.

    • Das ist das Thema von dem Text:

      • Wir wollen eine gute Zukunft für unseren Planeten.
        Was müssen wir dafür tun? 

  • Wir haben jeden Text zusammen·gefasst.
    Unter den Texten findet ihr einen Link zu den ganzen Original·texten.
    Die Original·texte sind nicht in Leichter Sprache.

Projekt für ein sympathisches Zuhause

  • Von Jimmie Durham

    Jimmie Durham hat einen lustigen Text geschrieben.
    Das Thema von dem Text ist:

    • Wie können wir mit Tieren gut zusammen·leben? 

  • Jimmie Durham findet:

    • Ein Zuhause ist ein freundlicher Ort.
      Ein Zuhause soll anderen Lebewesen Schutz bieten.

  • Deshalb lässt Jimmie Durham die Wohnungstür offen.
    So können Tiere in die Wohnung kommen.

  • Jimmie Durham möchte ein guter Gast·geber für die Tiere sein.
    Also überlegt Jimmie Durham:

    • Was fressen die unterschiedlichen Tiere gerne?

      • Zum Beispiel:
        Was frisst eine Schwarze Witwe gerne?

        • Eine Schwarze Witwe ist eine Spinne.
          Eine Schwarze Witwe frisst gerne Fliegen und Maden.
          Deshalb besorgt Jimmie Durham Fliegen und Maden.

  • Jimmie Durham besorgt das Essen für viele unterschiedliche Tiere.
    So kommen immer mehr Tiere in die Wohnung von Jimmie Durham.
    Oder die Tiere kommen zu der Wohnung von Jimmie Durham.

    • Zum Beispiel:

      • – Bakterien
        – Fliegen
        – Kakerlaken
        – Wespen
        – Schlangen
        – Mäuse
        – Ratten
        – Tauben
        – Fledermäuse

  • Manchmal fressen sich die Tiere gegenseitig.
    Deshalb muss Jimmie Durham auch vorsichtig sein.
    Jimmie Durham muss überlegen:

    • Wie können alle Tiere gut zusammen·leben?
      Wie kann das Haus ein Zuhause für alle sein?

  • Jimmie Durham möchte mit seinem Text zeigen:

    • Wir müssen auf alle Lebewesen Rücksicht nehmen. 
      Wir müssen schauen: 

      • Wie kann es allen Lebewesen auf dem Planeten gut gehen?

Der Mutter·baum

  • Von Suzanne Simard

  • Suzanne Simard ist Biologin.
    Suzanne Simard beschäftigt sich mit dem kanadischen Wald.

    • Und besonders mit den ältesten Bäumen im Wald.

  • Alte Bäume sind sehr wichtig für den Wald:

    • Alte Bäume helfen jüngeren Bäumen.
      In alten Bäumen leben viele unterschiedliche Tiere. 

  • Suzanne Simard kommt aus British Columbia.
    British Columbia ist eine Gegend in Kanada.
    Die ältesten Bäume in British Columbia sind Douglasien.

  • Die Douglasien haben viele Wurzeln.
    Die Wurzeln sind mit vielen verschiedenen Pilzen verbunden.
    Die Pilze verbinden Wurzeln von unterschiedlichen Bäumen miteinander.
    Die Bäume und die Pilze helfen sich gegenseitig.
    Zum Beispiel tauschen die Bäume und Pilze Nährstoffe miteinander aus.

    • Nährstoffe sind zum Beispiel Calcium und Magnesium.

  • Die Bäume und Pilze sind also eine Gemeinschaft.
    Solche Gemeinschaften gibt es auf der ganzen Welt.

  • Die ältesten Douglasien haben sehr viele und sehr lange Wurzeln.
    Eine alte Douglasie kann sehr viele andere Bäume versorgen.
    Die alten Douglasien sind oft sehr hoch.
    Deshalb bekommen die alten Douglasien viel Sonnenlicht.
    Die jungen Bäume sind oft kleiner.
    Die jungen Bäume bekommen deshalb nicht viel Sonnenlicht.
    Und die alten Douglasien bekommen mehr Nährstoffe.
    Die alten Douglasien versorgen dann die jungen Bäume mit Nährstoffen.
    Die Bäume in einem Wald sollten deshalb unterschiedlich alt sein.
    Dann ist ein Wald stark.

  • Viele indigene Völker schützen seit langer Zeit die Wälder von Nordamerika.
    Indigen bedeutet:

    • Diese Menschen gehören zu einem bestimmten Volk.
      Dieses Volk hat als erstes Volk in einem bestimmten Land gelebt.

      • Oder in einer bestimmten Gegend.

  • In Kanada gibt es viele verschiedene indigene Völker.
    Die indigenen Völker haben Respekt vor dem Wald.
    Die indigenen Völker sind dem Wald dankbar.

  • Vor langer Zeit sind Menschen aus Europa nach Nordamerika gekommen.
    Diese Menschen waren Siedler.
    Siedler bedeutet:

    • Die Menschen wollten in Nordamerika leben.
      Deshalb haben die Menschen in Nordamerika Häuser gebaut.

  • Die Menschen haben Holz für die Häuser gebraucht.
    Deshalb haben die Menschen viele alte Bäume gefällt.
    Die alten Bäume sind sehr wichtig für die Natur.
    Aber das haben die Siedler aus Europa nicht verstanden.
    Die Siedler aus Europa haben so der Natur geschadet.

    • Und den Wäldern.

  • Die Menschen dürfen nicht noch mehr Wälder zerstören.
    Das wünscht sich Suzanne Simard.
    Suzanne Simard schreibt:

    • Alle Lebewesen sind wichtig füreinander.
      Wir müssen auf die Natur und auf andere Lebewesen achten.
      Das müssen wir wieder lernen.

Öko·system-gerechter Umgang mit Wald

  • Von Yvonne Bohr

  • Wie funktionieren Öko·systeme?
    Das erklärt die Ökologin Yvonne Bohr in ihrem Text.

  • Zu einem Öko·system gehören Lebewesen:

    • – Menschen
      – Tiere
      – Pflanzen
      – Bakterien
      – Pilze

  • Und zu einem Öko·system gehören:

    • – Gestein
      – der Boden
      – die Luft
      – das Wasser

  • In einem Öko·system ist alles miteinander verbunden.
    Alle Teile von einem Öko·system sind immer in Bewegung.

  • Manchmal gibt es in einem Öko·system kleine Störungen.
    Das Öko·system kann kleine Störungen normalerweise ausgleichen.
    Manchmal gibt es in einem Öko·system aber starke Störungen.
    Starke Störungen sind zum Beispiel:

    • – hohe Temperaturen
      – Trockenheit

  • Starke Störungen sind ein Problem für das Öko·system.
    Das Öko·system kann schwere Störungen nur schwer ausgleichen.
    Das ist bei uns Menschen ähnlich:

    • Haben wir viel Stress?
      Oder ist uns etwas Schlimmes passiert?
      Dann werden wir krank.

  • Früher hat es in Deutschland viel mehr Wälder gegeben.
    Die Menschen haben viele Bäume gefällt.
    Denn die Menschen wollten freie Flächen haben.

    • Für Städte.
      Und für Felder.

  • Deshalb gibt es heute fast keine natürlichen Wälder mehr in Deutschland.
    Die Menschen haben neue Wälder angepflanzt.
    Manchmal haben die Menschen nur noch eine Baum·art angepflanzt.

    • Zum Beispiel die Fichte.

  • Die Wälder sollen in der Zukunft möglichst widerstands·fähig sein.
    Das wollen die meisten Menschen.
    Aber wie soll das gehen?
    Über diese Frage streiten sich die Menschen.
    Die Menschen haben verschiedene Meinungen.

  • Yvonne Bohr hat 2 Meinungen aufgeschrieben.

  • Das sind die 2 Meinungen:

    • 1. Die Menschen sollen den Wald in Ruhe lassen.
      Dann kann sich der Wald von selbst erholen.

    • 2. Die Menschen müssen die Wälder kontrollieren.
      Dann überleben die Wälder die Klima·krise.

Transformationen: Pfad·wechsel in eine Kultur der Nachhaltigkeit

  • Von Severin Caspari

  • Wie können wir unseren Planeten schützen?
    Und wie können wir besser mit unserem Planeten umgehen?
    Viele Menschen denken:

    • Das geht mit besserer Technik.

  • Aber Severin Caspari sagt:

    • Wir müssen uns selbst verändern.
      Wir müssen unser Verhalten verändern.
      Wir müssen unser Leben ändern.
      Dann können wir unseren Planeten schützen.

  • Zum Beispiel:

    • Wir müssen anders essen.
      Wir müssen anders reisen.
      Wir müssen anders wohnen.

  • Das sind viele Veränderungen.
    Viele Menschen finden diese Veränderungen schwierig.
    Aber diese Veränderungen sind wichtig.

  • Wir müssen uns fragen:

    • Wie wollen wir leben?
      Was wollen wir nicht mehr?
      Wie wollen wir unsere Welt gestalten?
      Was brauchen wir dafür?

  • Diese Fragen sind wichtig.
    So können wir uns ändern.
    Und so sorgen wir für eine bessere Zukunft. 

Schaut euch das Archiv an!
Hier könnt ihr viele spannende Dinge sehen und hören.

Klickt auf diesen Link: https://www.brotbaumregime.info/archiv
Dann kommt ihr zum Archiv.
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Transformationen: Pfadwechsel in eine Kultur der Nachhaltigkeit

Severin Caspari

Die eskalierende Klimakatastrophe wirft die Frage auf, wie sich Gesellschaften wandeln können. Nur: Für den Weg in die nachhaltige Gesellschaft gibt es keinen Masterplan. Transformation ist nicht planbar. Anders als bei einer Maschine lassen sich gesellschaftliche Entwicklungen nicht zentral steuern. Wer den Bauplan einer Maschine kennt, kann sie reparieren, wenn sie kaputt geht. Für Gesellschaften gibt es keinen Bauplan, keine Bedienungsanleitung. Trotzdem beherrscht die Idee von der Welt als Maschine unser Denken. Auch in der Klimafrage geben deshalb mechanische Lösungen den Ton an. Gesucht wird die passende Stellschraube, der richtige Knopf, der größte Hebel, um die gewünschten Veränderungen herbeizuführen. Mein Text behandelt die Frage, warum dieses Denken in die Irre führt und welche Pfade wir stattdessen beschreiten können.

Unser Weltbild bestimmt unser Handeln. Die Vorstellung, dass der Mensch etwas von der Natur Getrenntes sei, über der Natur stehe und sie beherrschen könne, hat uns gefährlich nah an ökologische Kipppunkte gebracht. Dieses Weltbild führt darüber hinaus zu einem mechanistischen Verständnis von Wandel. Das klingt dann so: Alles wird gut, wenn die Politik nur endlich die notwendigen Maßnahmen und Programme beschließt. Oder wenn Unternehmen und Organisationen die passende Strategie auf den Weg bringen. Werden alle Hebel in Bewegung gesetzt, so die Vorstellung, greift ein Zahnrad ins andere, beginnen sich die Windräder zu drehen und die Wärmepumpen zu surren. Die Transformation kommt in Gang. Oder doch nicht?

Zunächst: Echte Nachhaltigkeit erfordert mehr als einen Austausch der Infrastruktur von fossil nach erneuerbar. Nachhaltigkeit bedeutet auch mehr als die Klimakrise zu bekämpfen, wie wir später sehen werden. Es greift zu kurz, das Kohlekraftwerk durch die Photovoltaikanlage oder den Benziner durch das E-Auto zu ersetzen. Denn auch grüne Technologien basieren auf endlichen Ressourcen und ihr Einsatz kann schädlich für Ökosysteme sein. Ihr Ausbau ist unerlässlich für die Transformation, sollte aber wohldosiert sein. Und nicht für jeden Bereich gibt es technologische Lösungen. Unser Lebensstil wird sich unweigerlich ändern müssen. In einer nachhaltigen Zukunft werden wir etwa anders essen, reisen und wohnen. Wie kann der Wandel beginnen?

Transformation lässt sich nicht von oben steuern. Denn Menschen sind kein Rädchen im Getriebe. Und am Ende sind es immer Menschen, auf deren Verhalten es ankommt und die in Bewegung kommen müssen. Das betrifft diejenigen, die Entscheidungen auf den Weg bringen können, genauso wie jene, die die Folgen dieser Entscheidungen in ihr Leben lassen müssen. Hier beginnt ein typisches Henne-Ei-Problem: Die Politik verweist auf die Bürger*innen und die Unternehmen, die man nicht überfordern dürfe. Und an den Küchentischen sind sich viele einig, dass die Politik mal den Anfang machen müsse. Das Ergebnis: viel Heiße-Kartoffel-Spiel, wenig Transformation.

Wie kann das sein, wo sich doch substantielle Mehrheiten in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft regelmäßig für die nachhaltige Gesellschaft aussprechen? Und wo vielen Akteuren eine gewisse Emsigkeit ja gar nicht abzusprechen ist. Die Transformation lahmt, weil sie weithin als Sachzwang begriffen wird, als lästige Notwendigkeit. Wir müssen ja. Folgerichtig soll jede Veränderung möglichst unauffällig ablaufen und das Leben ansonsten so weitergehen dürfen wie bisher. Diese Idee ist zum Scheitern verurteilt, da technische Lösungen allein nicht reichen werden und selbst grüne Technologien mittlerweile Widerstände wecken. Der Wandel wandelt wenig, solange er als Sachzwang und nicht als etwas Erstrebenswertes verstanden wird. Oder sich das Erstrebenswerte darin erschöpft, dass man auch mit grünen Technologien das Bruttosozialprodukt steigern kann. Aber was dann?

Wir Menschen sind Beziehungswesen. Wir orientieren unser Verhalten an dem Verhalten von anderen und daran, was wir für normal halten. Normal ist zum Beispiel das Prinzip: viel leisten, um sich viel leisten zu können. Normal ist auch das permanente Streben nach Steigerung: mehr Ranklotzen für mehr Anerkennung, mehr Status, mehr Reichweite. Nur, dass aus dem viel schnell ein zu viel wird. Zu viel für den Körper und die Psyche. Zu viel Ressourcenverbrauch für einen gesunden Planeten. Anders gesagt: Die Normalitätsvorstellungen, an denen sich unsere Gesellschaft weithin orientiert, sind nicht nachhaltig.

Veränderung beginnt in dem Moment, in dem Menschen anfangen, diese Normalität zu hinterfragen und sich für alle anderen sichtbar anders zu verhalten. Hierin liegt für mich das größte Potential für den Wandel. Das Ausscheren aus den sozialen und kulturellen Praktiken der Nicht-Nachhaltigkeit im Freundeskreis, auf der Arbeit oder im Politischen setzt eine transformative Kraft in Gang, die bislang stark unterschätzt wird. Thomas Bruhn und Jessica Böhme beschreiben diese Kraft in einer faszinierenden Studie als Schlüssel zu mehr Nachhaltigkeit: „Der große Wandel entsteht, wenn wir bewusst die Art verändern, wie wir in dieser Welt in Beziehung stehen – mit anderen Menschen, mit der Umwelt und nicht zuletzt mit uns selbst.

Ein solches Wandelverständnis sollte nicht als eine Abschiebung der Verantwortung auf das Individuum missverstanden werden. Der Ausstieg aus der Kultur der Nicht-Nachhaltigkeit ist kein Aufruf zum Rückzug ins Private. Im Gegenteil. Es kann Mut machen dort zu wirken, wo Menschen tagtäglich ihre Zeit verbringen: im Unternehmen, in der Politik, im Ehrenamt, in der Familie oder im Freundeskreis. Es ist ein Angebot, die Henne-Ei-Logik hinter sich zu lassen, nach der die Transformation entweder nur von oben geplant oder von unten eingefordert werden kann.

Ein solcher Kulturwandel bedeutet Pfadwechsel statt Masterpläne. Pfadwechsel im Plural. Denn es gibt nicht den einen Weg, das eine Lebensmodell der Nachhaltigkeit, an dem wir uns ausrichten könnten. Was kann uns trotzdem Orientierung geben?

Erstens: Wir sollten uns da, wo wir wirken, stets fragen, ob unser Tun zukunftsfähig ist, das heißt vereinbar mit den Grenzen der Belastbarkeit für unsere Ökosysteme. Das Wissen hierzu liegt seit vielen Jahren vor. So informiert beispielsweise der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Global Umweltveränderungen (WBGU) regelmäßig über notwendige Schritte in allen Bereichen.

Zweitens: Statt an Strategien sollten wir uns an Prinzipien ausrichten, die der Transformation dienlich sind. Gibt uns unser Handeln Energie und erfahren wir einen Sinn darin? Ein Wandel, der uns ausbrennt und zynisch werden lässt, ist weder attraktiv noch nachhaltig. Wenn Energie und Sinn auf der Strecke bleiben, sollten wir dringend umsteuern. Ein wichtiges Prinzip kommt hinzu: Verlangt uns unser Tun Mut ab? Mut zur Abweichung, zur Konfrontation und zum Aussteigen aus einer Kultur der Nicht-Nachhaltigkeit. Jede Veränderung in Richtung zukunftsfähiger Lebensweisen, die uns Mut abverlangt, zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Drittens: Es braucht Räume und Anlässe, damit Menschen aus unterschiedlichsten Richtungen in Kontakt, in Dialog und ins Tun kommen können. Räume, in denen sich Beziehungen wandeln und neue Lösungen auftauchen dürfen, auf die wir in hergebrachten Formaten nicht gekommen wären. Solche Lösungen sollten sich auf den Ort beziehen, an dem sie entwickelt wurden. Auf diese Weise können nach und nach widerstandsfähige Mischkulturen der Nachhaltigkeit entstehen. Beginnen können wir den Dialog mit Fragen: Wie wollen wir (wirklich) leben? Was wollen wir hinter uns lassen? Wie wollen wir unsere Mitwelt gestalten? Und was brauchen wir dazu? Was wir ganz sicher brauchen werden, ist das Vertrauen, dass eine ganz andere Zukunft möglich ist. Auch wenn wir sie uns jetzt noch nicht vorstellen können.

  1. Bruhn, Thomas und Jessica Böhme. 2021. Mehr sein, weniger brauchen. Was Nachhaltigkeit mit unseren Beziehungen zu tun hat. Weinheim: Beltz Verlag.

  2. www.wbgu.de